Schon zum zweiten Mal markiert der Abend des absurden Humors das Arena-Bergfest. Die Verwandtschaft mit den Musikerkollegen liegt auf der Hand: ein Leben voll von Sex, Drugs und Rock ‘n‘ Roll (besonders bei der Echse). Vorhang auf also für die drei ??? der gepflegten Abendunterhaltung: Herr Echse (mit Freunden), FiL (mit Sharkey) und Mr. Steve Rawlings. Letzterer kommt direkt aus dem Herzen des britischen Empire zu uns und transportiert eine
gehörige Portion dementsprechenden Humors und tonnenweise Jonglagematerial mit sich. Denn Steve Rawlings ist gleichzeitig Meister der Multijonglage (mit allem, was nicht niet- und nagelfest ist) wie auch der knochentrockenen Kommentare zu seinem nur knapp kontrollierten Chaos. Bei guter Laune setzt er zudem die Bälle, Schränke oder Mikrofone in Brand, mit denen er jongliert, sehr zur Freude aller anwesenden Kinder (denen er empfiehlt, es nicht zu Hause nachzumachen, sondern in der Schule). Mit dieser exquisiten Mischung ist Rawlings seit Jahren auf der Insel ein großer Theater- und Fernsehstar, inklusive Dutzender Gastspiele von Hongkong bis zu den Falklandinseln.

Ähnlich weit gereist ist – allein wegen ihres Alters (wir wissen es seit dem Auftritt im letzten Jahr) – die Echse, die einst gemeinsam mit Aristoteles das erste Theater der Welt gründete, dann aber lieber als reisender Deus Ex Machina den diversen Kulturentwicklungen der Weltgeschichte beiwohnte. Doch nicht nur in die Vergangenheit vermag die Echse zu schauen, auch die Zukunft bleibt ihrem hellseherischen Schlitzauge nicht verborgen (was sie auch bei Sympathie an ausgewählten Zuschauern demonstriert). Wieder wird der Berliner Puppenspieler Michael Hatzius durch Echses Show führen, zusätzlich hat sie diesmal ein paar Freunde mitgebracht, die es aus eigener Kraft
selten auf die glitzernde Showbühne schaffen: ein Huhn, zwei Spinnen, eine Kobra und ein Krokodil.

Durch den Abend führt das krasse Gegenteil zu Echses gnadenlosem Reptilienperfektionismus: FiL, Berlins kultigster Comic-Hasardeur und ehemaliger Punk aus Leidenschaft, inklusive Quick&Dirty-Wortakrobatik und ausbaufähigem Gitarrenspiel. Diese Mischung hat die Duden-Redaktion schon als FiLetantismus identifiziert, wenngleich aus Copyright-Gründen noch nicht schriftlich niedergelegt. Im Hauptstadtraum ist FiL bekannt als Autor der Didi&Stulle-Comics des Zitty-Magazins, darüber hinaus als charismatischer Politbarde, tränentreibender Pantomime und Parodist mit einer Vorliebe fürs Direkte und Grobe. Jede Anekdote wird hier noch während des Erzählens kaputtinterpretiert, keine Gitarrenbegleitung kommt ohne umständliche Erklärungen aus. Das ist beste Zeissianer-Feinmechanik für den Nonsensbetrieb, das ist hochstehender Quasihumor, der perfekt zur Kulturarena passt. Wir freuen uns drauf!