Golden Kanine (Schweden)

Gesang & Gitarre: Ande
Gesang & Gitarre: Linus
Gesang, Bass & Weinglas: Dante
Schlagzeug & Perkussion: Micke
Perkussion, Posaune & Trompete: Marcus

Linkwww.goldenkanine.com

Es gab eine Zeit, in der der Begriff „Postrock“ mit der Langsamkeit des entsprechenden Staatskonzerns in Verbindung gebracht wurde. Das war nicht nett gemeint, und beides gibt es inzwischen auch nicht mehr. Der Staatskonzern ist privatisiert und auf Trab gebracht, und die Postrocker um Legenden wie Tortoise, Hood oder Bonnie Prince sind größtenteils in selbstgewählten Nischen verschwunden. Leider, darf man sagen.

Aber nein! Ein kleines Dorf in Südschweden trotzt der Übermacht der tanzwütigen, hitparadenkonformen Sommerhit-Privatisierung! Und beweist: Es gibt mehr musikalische Universen als das eine. Mit anderen Zeitrechnungen, Klangfarben, Harmonien und Rhythmen. Golden Kanine heißt dieses Dorf, gelegen mitten in Malmö. Natürlich gibt es noch andere, aber die fünf Schweden haben sich eine musikalische Mischung zusammendestilliert, die einigermaßen speziell ist. Sie selbst sagen natürlich: Just good music! Und das wollen wir ja hören.

Aus der lauten gitarrenbetonten Indie-Szene stammend, orientierten sie sich seit der offiziellen Gründung 2006 mehr in Richtung des erwähnten Postrock: mit etwas verlangsamten Rhythmen, eindringlicheren Melodien und Schrammelflächen und einem durch Mark und Bein gehenden, leicht fatalistischen Gesang. Damit schafften sie es sehr schnell auf die Bühnen Europas, vorerst vor allem als Begleitband von Kollegen wie The Audience oder The Great Bertholinis. Die besondere Golden-Kanine-Note kam schließlich durch die Integration ausgesuchter Instrumente, der Mandoline vor allem, für die slawisch-melancholische Weite im Rhythmus, und einer sonst eher im Funk und Ska anzutreffenden großen Bläserfraktion, die hier – neben den essentiellen Schrammelgitarren – die Funktion der großflächigen Klangmaler übernimmt. Daraus bauen Golden Kanine eine echte, herrliche Wall of Sound, irgendwo zwischen melancholischen weißrussischen Tanzeinlagen, folkigen Bläsersätzen und gitarrenlastigen Postrock-Landschaften. Kurz also: ein echtes musikalisches Universum, mit allen Feinheiten zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt.

Entsprechend doppeldeutig war auch ihr Debütalbum betitelt, „Scissors & Happiness“ aus dem Jahre 2008. Die aktuelle, ganz frische Veröffentlichung nennt sich „Oh woe!“, also: „Oh weh!“. Und auch dieses „Oh weh!“ sagt viel über die Band und ihr Verhältnis zu den Dingen. Zwar klagen Linus Lindvall und Andreas Olrog sehr eindringlich über den schillernden und schrammelnden Klangflächen, doch wird diese Klage nie depressiv oder trist. Nein, es ist jenes herrliche, laute, freudestrahlende Ins-Taschentuch-Schneuzen, bei dem aus den Niederungen des Lebens sich (natürlich nur durch die Musik!) Neues, Schöneres erhebt. Das ist die reinste Katharsis. Und Golden Kanine ist unser Deus ex Machina. Immer zur Stelle, wenn‘s brenzlig wird. Danke, Golden Kanine! Auf einen guten Schrammelabend.
 

Do, 04. August 2011, 20:00 Uhr

Teatervorplatz

VVK voll VVK erm. AK voll AK erm.
10,00 € 8,00 € 12,00 € 10,00 €

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