arenAkustik im Volksbad:

Stephanie Nilles & Budam (USA / Färöer Inseln)

Stephanie Nilles
Stephanie Nilles
Budam
Budam

Vorhang auf für ein Doppelkonzert der besonderen Art. Für ein Gipfeltreffen der exaltierten Gesänge, ein Bayreuth der Lyrik-Theatraliker, ein Woodstock der musikalischen Großironie. Stephanie Nilles aus New Orleans und Budam aus Tórshavn sind wie zwei Seiten einer sehr besonderen, sehr wertvollen Medaille. Beide bewegen sich im Fahrwasser einer großen Songwriterkunst, die von Leuten wie Tom Waits, Nick Cave oder Nina Hagen geprägt wurde. Und sie bereichern sie mit sehr eigenwilligen, SEHR individuellen Künsten.

Stephanie Nilles ist im Großraum New Orleans schon länger ein kleiner Star. Klein deshalb, weil sie sich sehr bewusst, man möchte sagen: mit vollem Bedacht, von jeglicher Top-40-Hit-Ästhetik fernhält. Schubladenradios haben ihr den Titel Jazz-Punkerin verpasst, wohl weil sie jedwede Gegenbewegung für Punk halten. Dabei ist Nilles Musik schlichtweg erstklassiger New-Orleans-Jazz, bestehend nur aus Piano und Bass, manchmal auch Fender Rhodes, Bläsern und Banjo sowie Frau Nilles am Gesang. Aber was für ein Gesang! Eine sanft rauchige, vibrierende Stimme und Liedtexte, die wild querfeldein kreuzen von Trunksucht bis zu börsenmakelnden Burschenschaftlern. Ja, so etwas gibt es auch in den USA. Aus all diesen Bausteinen baut Nilles mit manischer Energie die wildesten Liedertürme, wie beim bekannten Jenga-Spiel, himmelhoch hinaus, immer schiefer und wackeliger und auch ekstatischer. Ihre Alben tragen denn auch schöne Titel wie „The Off-White Album and Waltzes in the Key of Gypsy McGee“ oder auch (ihr jüngstes Opus) „Fuck Off, Grizzly Bear“ (versehen mit dem Garantiestempel: „Hipster quality! Or next three free!“).

Von ähnlich liebevoll-brachialem Charme ist auch Budam aus einem nun wirklich gänzlich anderen Teil der Welt, den Färöerinseln. Er führt seine Ursprünge auch nicht auf die genannten Herren Waits oder Cave zurück, sondern erzählt lieber gleich die wahre Geschichte: vom 123 Jahre alten Färöer Sänger Grímur, dem er als Siebenjähriger begegnete und der ihm seine ozeantiefe Stimme lieh. Oder dem 345 Jahre alten Geschichtenerzähler Guttormur í Múla, der ihn hinaussandte in die Weltmit dem Auftrag, die unentdeckten Geschichten in den Köpfen der Menschen zu finden. Nun denn, es sei. So wurde Budam ein Sänger ganz vom alten Schlag, ein Lyrik-Schwerstarbeiter, der mit seinen Händen, seinem ganzen Körper jedes Wort förmlich aus der Luft schaufelt. Mit einem kleinen, feinen Trio aus Piano und Akkordeon durchwandert er die unendliche Geschichte von Liebe, Musik, Lügen, Menschen eben. Und kleidet sie in Songs, die wirken wie eine exaltierte, rauchdurchwirkte Erinnerung an schummrige 20er-Jahre Cabarets, manchmal brummend, manchmal brüllend, immer auf dem schmalen Grat zwischen herzerweichender Schönheit und handfester Abgrundslyrik.

 

Di, 02. August 2011, 20:00 Uhr

Volksbad Jena

VVK voll VVK erm. AK voll AK erm.
10,00 € 8,00 € 12,00 € 10,00 €

Kinderkartenpflichtig, Jokerkarten gelten

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